Haben wir letztes Mal über Augenbrauenperücken aus Mäusefell gesprochen, so lässt sich sagen: Die Geschichte der menschlichen Eitelkeiten hat noch jede Menge weiterer spannender Perücken im Angebot!

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Bereits im Alten Ägypten trugen wohlhabende Männer und Frauen eine solche Kopfbedeckung – die älteste erhaltene Perücke der Welt ist etwa 5000 Jahre alt.

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Sie kann in einem Museum in Kairo bewundert werden und besteht aus Wolle. Forscher gehen aber davon aus, dass anno dazumal hauptsächlich Palmenfasern und Echthaar zum Einsatz kamen. Die pagenschnittartige Frisur wurde zu kleinen Zöpfen geflochten und sollte das Gesicht des Trägers edler erscheinen lassen. Interessanterweise hielt man sich dabei kaum an die konventionelle Farbgebung von Haarpracht: Beliebt waren Blau, Grün und Rot, als am edelsten aber galt eine blonde oder mit Gold bestäubte Perücke, denn dies galt als die Farbe der Götter. Bienenwachs hielt das ganze in Form. Nicht nur ermöglichte die Perücke die wunderschöne Farbgebung, in der damaligen Zeit hätten sich auch zu schnell Parasiten wie Läuse in geflochtenem Echthaar eingenistet.

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Auch die Antike kannte Perücken, sowohl Griechen als auch Römer. Opulente Frisuren dienten den Reichen und Mächtigen als Status-Symbole. Besonders beliebt waren helle Farben wie Blond oder Rot, so dass man sich gerne an der Haarpracht germanischer Sklavinnen bediente – blond galt als Farbe der Götter. Gefärbt wurde zudem mit Safran. Auch ärmere Leute imitierten diesen Stil durch Perücken aus Schafshaar, unter denen das echte Haar hygienebedingt und der Rasur von Priestern folgend weitestgehend abrasiert wurde.

Im Mittelalter kamen Perücken aus der Mode und Perückenträgern wurde sogar der Segen durch Handauflagen verwehrt, da man glaubte, dass Fremdhaar dafür undurchlässig sei. Aber bereits in der Renaissance kamen erste Haarteile wieder auf, aus denen – zusammen mit Zöpfen und Bändern – aufwändige Frisuren kreiert wurden.

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Im Barock begann die Hochzeit der Perücke.

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Eine clevere Mode, um den krankheitsbedingten Haarausfall der Syphilis sowie nach der Behandlung mit Quecksilber zu überdecken! Die Haare von bis zu zehn Menschen waren in einer einzigen Perücke verarbeitet, zu Locken gedreht und oft weiß gepudert mit Kartoffel- oder Reismehl. Den Durchbruch erlangte das Haarteil übrigens dank Louis XIV. schütterer Original-Haarpracht.

Nach 1700 wurden die weiß gepuderten Perücken mit waagerecht angeordneten Locken aus Ross- oder Ziegenhaar sowie Hanf und Flachs hergestellt. Unteren Schichten war das Pudern der Perücken verboten und Perücken wurden besteuert.

Im Rokoko wurde das Ganze dann auf die Spitze getrieben.

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Perücken wurden nun aus rohweißem Büffelhaar gefertigt und gerne mit Puder weiß, blau oder rosa gefärbt. Dabei wurden die kunstvollsten Türme und Gebilde errichtet, oft unter Zuhilfenahme von Blumen, Obst und Federn. Anekdoten unterstreichen die Absurdität dieser Kreationen: So ließ Marie Antoinette angeblich die Türstöcke von Versailles abändern, da sie ohne sich zu Bücken nicht mehr passieren konnte. Bis zu viermal so groß wie der Kopf – also etwa einen Meter in die Höhe – sollen die Perücken gewesen sein. Nunja, dies mag leicht übertrieben sein, Fakt ist, dass sie aus einem Unterbau aus Wolle und Draht entstanden.

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Durch die mangelnde Hygiene sollen angeblich sogar Mäuse in den Perücken gelebt haben. Höher konnten die Perücken nun nicht mehr werden, und so kam es zum Niedergang – nicht zuletzt der Französischen Revolution geschuldet, welche die Dekadenz der Adelsperücken ablehnte. Im Biedermeier gab es nur noch Haarteile für die kunstvollen Damenfrisuren.

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Merkwürdigerweise sind Perücken seither nie wieder wirklich aktuell geworden, obwohl die Mode sich in immer schnellerer Folge wiederholt. Sind wir hier vielleicht einem neuen Trend auf der Spur…?